28. Juli 2021 6 Minuten Lesezeit E-LearningTipps & Tricks
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Die Angebote sind vielfältig und die Nutzerzahlen steigen stetig – das Medium Podcast gewinnt zunehmend an Popularität. Fast ein Drittel aller Deutschen hat schon einmal einen Podcast gehört, 15% sind aktive Podcast-Hörende. Noch wichtiger als Entertainment ist für die Hörenden dabei der Erwerb von Wissen, ob zu privaten oder beruflichen Themen. Bisher kommt der Inhalt allerdings vorrangig von einzelnen Podcastern oder Podcast Agenturen. Unternehmen sind noch zögerlich, was den Einsatz von Podcasts als Corporate Learning Instrument angeht. Das ist insofern verwunderlich, als dass das Medium Podcast nicht nur ein Trend ist, sondern zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Welche das sind und worauf es bei der Produktion guter Podcasts ankommt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie bei allen E-Learning Formaten ist einer der wichtigsten Vorteile von Podcasts die zeitliche und räumliche Flexibilität: ob am Arbeitsplatz, in der Bahn oder zuhause beim Kochen – Podcasts kann man (fast) immer und überall hören. Dass sich Podcasts nahtlos in den Alltag einfügen lassen, erhöht nicht nur die Akzeptanz gegenüber dem Medium, sondern letztlich auch gegenüber den transportierten Inhalten. Dabei können die Lernenden bestimmte Passagen oder ganze Folgen beliebig oft hören und so im eigenen Tempo lernen. Last, but not least: Die Produktion von Podcasts ist kostengünstig und sehr gut skalierbar.
Beim Einsatz von Podcasts als Lernmedium ist eine gute Vorarbeit wichtig, ein Drehbuch ist bspw. unabdingbar, damit jede einzelne Folge eine gewisse Struktur hat. Auch ist es wichtig, dass die einzelnen Folgen einer Podcast-Serie im Voraus aufeinander abgestimmt werden, sodass die Inhalte aufeinander aufbauen und dem Zuhörenden ein möglichst flüssiges Lernerlebnis geboten wird. Darüber hinaus sollten optimale Bedingungen in Sachen Equipment und Aufnahmeort geschaffen werden. Die Stimmen der Sprecher/-innen sollten angenehm und verständlich sein, um das Lernerlebnis für die Zuhörenden möglichst wirkungsvoll zu gestalten.
Grundsätzlich gilt: was Hörer/-innen im privaten Bereich gefällt, lässt sich recht gut auf Learning Podcasts übertragen. Es gibt also keine pauschale Antwort, welches Format am besten ist – es kommt wie so oft auf den Kontext an.
News oder generelle Themen lassen sich gut im Monolog oder im Dialog zweier Podcaster gestalten. Wichtig dabei ist die Aufbereitung – die Lernenden müssen aktiv angesprochen werden, es sollte auf keinen Fall wie abgelesen wirken. Dazu können Wortmeldungen von Experten integriert werden.
Wenn es dem Thema zuträglich ist, bietet es sich häufig an, eine/-n Interviewpartner/-in einzuladen. Wenn beispielsweise Experten zu Wort kommen, bringt das nicht nur akustische Abwechslung für die Lernenden, sondern wird als authentisch wahrgenommen, was den Transport der Fachinhalte angeht.
Bei all den Vorteilen, die Podcasts bieten, ist nicht zu vergessen, dass den Lernenden die visuelle Komponente im Lernprozess fehlt und Podcasts daher eher als „nebenbei“-Medium konsumiert werden. Deswegen sollte man den Lernenden etwas mehr Zeit geben, die Informationen zu verarbeiten. Ausserdem ist es hilfreich, die Informationsdichte und Detailtiefe zu reduzieren, da die Zuhörenden ansonsten schnell den Faden verlieren können. Am besten gelingt das, indem sich die Podcaster wie in einem gewöhnlichen Gespräch unterhalten und Informationen dabei wiederholen. Dadurch erhöht sich die Lerndauer: anstatt ein Thema auf wenige Minuten zu reduzieren, können Podcast-Folgen gerne länger gehen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Folgen sich zeitlich in den Alltag der Lernenden einfügen. So könnte man beispielsweise die Länge einer Folge an die durchschnittliche Länge des Arbeitswegs der Lernenden anpassen.
Eine weitere Schwierigkeit, die die fehlende Visualisierung mit sich bringt, ist das Strukturieren der Inhalte. Was sonst durch einfache Grafiken oder Tabellen gezeigt werden kann, muss im Podcast durch akustische Einspielungen ersetzt werden. Möglichkeiten sind Nummerierungen inhaltlicher Passagen, kurze akustische Signale oder Musikeinspielungen. So können die Lernenden der Struktur besser folgen und gleichzeitig schaffen diese Elemente einen gewissen Wiedererkennungswert.
Lernmethoden wie Storytelling oder Komplexitätsreduktion können im Podcast genau wie in visuellen Lernmedien eingesetzt werden, um Inhalte möglichst einfach zu vermitteln und die Lernenden zu motivieren.
Man kann grundsätzlich jedes Thema in einem Podcast behandeln. Manche Themen lassen sich dabei besonders gut durch Podcasts erklären, während andere mehr auf visuelle Reize angewiesen sind. Im Speziellen lassen sich fachliche Themen und Produktthemen durch Podcasts sehr gut vermitteln, da sie relativ gut greifbar sind und nicht auf detailreiche Anleitungen angewiesen sind. Beispiele hierfür sind Vertriebs-, Produktstrategien oder auch fachspezifische Grundlagen zu verschiedenen Themen.
Auch weniger greifbare Themen wie Softskills, Verhaltenstrainings oder Change Prozesse eignen sich gut für Podcasts. Dabei dient das Format vorrangig dem Erklären von Grundlagen, dem Schaffen von Aufmerksamkeit und Akzeptanz oder beispielsweise dem Präsentieren von Use Cases. In diesen Fällen sollten Podcasts aber mit weiteren Trainingsmassnahmen wie Web-based Trainings oder Präsenztrainings kombiniert werden.
Andere Themen, die viele detaillierte Informationen erfordern, eignen sich nicht für das Medium Podcast: Regulatorische Themen sowie Erklärungen zu Software und Prozessabläufen benötigen visuelle Unterstützung und können in Podcasts nicht ausreichend erklärt werden. Lediglich zur Akzeptanzschaffung können Podcasts hier beitragen.
Fassen wir zusammen: Während Podcasts für einige Themen ungeeignet sind, können viele typische Learning Themen sehr gut durch Podcasts vermittelt werden. Generell lässt sich sagen, je mehr Detailtiefe das Thema mit sich bringt, desto wichtiger wird visuelle Unterstützung, was eine reine Vermittlung über Podcasts ausschliesst.
Wie baue ich Podcasts am besten in eine Lernstrecke ein? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten – die Entscheidung hängt dabei insbesondere von der Zielgruppe und den zu vermittelnden Inhalten ab. Wie oben beschrieben, kommt es dabei vor allem auf die benötigte Detailtiefe des zu behandelnden Themas an, die bestimmt, inwieweit es möglich ist, auf das Medium Podcast zu setzen.
Bei einer Lernstrecke zu 100% auf Podcasts zu setzen, gestaltet sich häufig als sehr schwierig, da es keine Möglichkeit gibt, wichtige Informationen visuell festzuhalten. Ausserdem bieten Podcasts keine Möglichkeit zur Wissensabfrage. Bei gewissen Themen und Zielgruppen kann dieser Weg dennoch sinnvoll sein: Wie oben erwähnt, bieten sich reine Podcast Schulungen gut für fachliche Themen an. Geeignet sind ausserdem Zielgruppen wie Sales Manager/-innen, die viel unterwegs sind, da Podcasts sehr gut in den Alltag passen und auf grössere Akzeptanz stossen als beispielsweise WBTs.
Für viele andere Fälle ist jedoch ein Blended Learning Ansatz geeigneter. Eine Möglichkeit hierfür ist, unterschiedliche Wissensstände der Lernenden durch einen der Lernstrecke vorgeschalteten Podcast auszugleichen. Diese Wissensstände können bei Bedarf auch vor dem anschliessenden Training durch ein Quiz abgefragt werden. Dadurch kann eine gemeinsame Basis für eine Präsenzschulung, einen Workshop oder ein digitales Training geschaffen werden, um darauf aufbauend das zu behandelnde Thema effektiv vermitteln zu können.
Ein weiteres, sehr beliebtes Einsatzgebiet für Podcasts ist eine komplementäre Einbindung einzelner Folgen während oder nach dem Training. So kann tieferes Interesse einzelner Lernender zum Thema befriedigt werden, oder im Nachgang Updates zum behandelten Thema zur Verfügung gestellt werden. Hierzu bieten sich besonders Use Cases oder Best Practices an, um anekdotische Einblicke zu gewähren.
Fazit
Podcasts werden zukünftig nicht nur im privaten Bereich, sondern auch zunehmend als Lernmedium in Unternehmen Einsatz finden. Vorteile wie die Flexibilität und die Integration in den Alltag sind entscheidend. Auch wenn es einige Schwächen gibt und viele Inhalte nicht allein durch Podcasts transportiert werden können, wird sich dieses Medium komplementär zu visuellen Lernformen zunehmend verbreiten und aus manchen Lernszenarien kaum noch wegzudenken sein.
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Ulrike Meissner, Account Managerin